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Die Saga von Grimr
Verfasser/in:
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Moreau, Jérémie
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Verfasserangabe:
Jérémie Moreau
Jahr:
[2018]
Mediengruppe:
B.Bell.Erw/L.narr.a
Zweigstelle | Standorte | Status | Vorbestellungen | Frist | Standort 2 | Signaturfarbe |
Zweigstelle:
MS Stifter
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Standorte:
72 Comic / Schülerbibliothek
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Status:
Verfügbar
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Vorbestellungen:
0
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Frist:
|
Standort 2:
Schülerbibliothek
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Signaturfarbe:
|
Dass ein Saga-Stoff derart unter die Haut gehen kann? Der französische Zeichner Jérémie Moreau, Mitte zwanzig, hat eine isländische Saga erfunden und in fesselnden Bildern inszeniert. Das klingt absurd, denn isländische Sagas zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie auf Tatsachen beruhen und um eine herausragende reale Figur herumgeschrieben sind. Moreau löst dieses Dilemma, indem er die Geschichte seines erfundenen Helden mit einem konkreten historischen Hintergrund verknüpft. Seine Saga beginnt im Jahr 1783: In Island bricht ein Vulkan aus und überschüttet das Land buchstäblich über ein halbes Jahr lang mit Lava und hüllt es in Nebel ein. Zugleich leiden die Isländer unter der erniedrigenden Herrschaft der Dänen, die die Bevölkerung auspressen und ihre Kinder versklaven.
Einer solchen Versklavung entkommt Grimr, nachdem er durch den Vulkanausbruch alles verloren hat und zur Waise geworden ist. Der Dieb und Lebenskünstler Vigmar nimmt sich seiner in väterlicher Fürsorge an und gibt ihm den Namen Enginsson: Niemandes Sohn oder Niemand. Grimr Enginsson ist kein gewöhnlicher Junge, er besitzt übermenschliche Kräfte und vor allem einen unbändigen Willen.
Doch die meisten Menschen begegnen Grmr – demTroll, dem Superhelden – vor allem mit Misstrauen und Argwohn. Darin erscheint die „Saga von Grimr“ weniger als Heldensaga denn als Allegorie. Moreau, der bereits mit „Der Affe von Hartlepool“ (2013) eine Parabel auf Rassismus und Unmenschlichkeit gezeichnet hat, beschreibt hier eine Gesellschaft auf ihrer manischen Suche nach einem Sündenbock, den sie für all das Unglück und Elend, das sie erleidet, verantwortlich machen kann. Er präsentiert eine unerbittlich harte Welt, in der gnadenlose Ungerechtigkeit herrscht. Genau beobachtet ist die wechselseitige Dynamik, die eine Person ins Abseits treibt und als das erscheinen lässt, zu dem man sie gestempelt hat. Eine erbarmungslose Dialektik von Vorurteil und Außenseitertum ist da am Werk.
Doch ohne die herausragende ästhetische Umsetzung wäre der Plot nur halb so packend: Zum einen ist es die durchgehende Dramaturgie der Panelgestaltung, die sich jedes Mal, wenn die Situation für Grimr enger wird, gleich einem Fischernetz zusammenzieht. Bei dem Stichwort Fischernetz knurrt einem ausgehungerten Isländer wie Vigmar notorisch der Magen. Es ist mit der Existenz eines Fischervolkes untrennbar verknüpft. Im Comic sind diese Ebenen ästhetisch subtil miteinander verwoben. Zum anderen ist es diese isländische Landschaft, die neben ihrer Bedrohlichkeit auch ihre unglaubliche Schönheit besitzt und die Moreau in verzückenden wie atemraubenden Bildern inszeniert. Auch die Landschaft ist unzertrennlich mit der Geschichte verstrickt. Und so erscheinen die Gesichter wie Landschaften und die Landschaften wie Gesichter. Wie Lavamassen überziehen die farbintensiven, gemäldeartigen Bilder ganze Seiten, Rauchschwaden und Wassersäulen von Geysiren steigen über einer durch Erdbeben verrunzelten Landschaft auf. Man spürt, dass der Zeichner für seine Saga, für die er 2018 auf dem Festival in Angoulême die Auszeichnung „Bester Comic des Jahres“ erhielt, vor Ort war. (1000 und 1 Buch/Martin Reiterer/www.biblio.at)
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Verlag:
avant-verlag
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72 Comic
Interessenkreis:
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Comic
ISBN:
978-3-945034-97-2
Beschreibung:
228 Seiten
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Sprache:
deutsch